Per­so­nen mit nied­ri­gem sozio­öko­no­mi­schen Sta­tus wei­sen einen schlech­te­ren all­ge­mei­nen Gesund­heits­zu­stand, ein erhöh­tes Risiko für chro­ni­sche Erkran­kun­gen sowie eine gerin­gere Lebens­er­war­tung auf. Dabei spielt sowohl das eigene Ein­kom­men als auch der Grad öko­no­mi­scher Ungleich­heit eine bedeu­tende Rolle.

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ie COVID-19-Pan­de­mie hat ver­deut­licht, dass auch in der Gesund­heits­krise nicht alle gleich sind: Das Virus traf vor allem ärmere Bevöl­ke­rungs­schich­ten stär­ker. Per­so­nen mit nied­ri­ge­ren Ein­kom­men waren nicht nur höhe­ren Infek­ti­ons­ri­si­ken aus­ge­setzt, son­dern wie­sen im Mit­tel auch eine stär­kere Erkran­kungs­schwere auf (Wacht­ler et al. 2020).

Die Autorinnen

Mar­tin Buch­ner ist Dok­to­rand im Pro­mo­ti­ons­kol­leg „Die Poli­ti­sche Öko­no­mie der Ungleich­heit“ am Insti­tut für Sozio­öko­no­mie der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen. Er forscht zu den Aus­wir­kun­gen von Sozial- und Arbeits­markt­po­li­tik auf die öffent­li­che Gesundheit.

Auch die momen­tane Ener­gie­preis­krise wirkt sich unter­schied­lich auf die Gesund­heit armer und rei­cher Gesell­schafts­schich­ten aus. So gibt es deut­li­che Hin­weise dar­auf, dass Ener­gie­ar­mut – für Indus­trie­län­der häu­fig defi­niert als beson­ders hoher Anteil der Ener­gie­kos­ten am Haus­halts­ein­kom­men – nega­tive Fol­gen für die Gesund­heit nach sich zie­hen kann (Kahouli 2020).

Einkommen und Gesundheit – wo ist der Zusammenhang?

Die Unter­su­chung gesund­heit­li­cher Ungleich­heit hat bereits eine län­gere Tra­di­tion. Der Frage nach sozia­len Unter­schie­den im Gesund­heits­zu­stand, also der sozia­len Ver­tei­lung von Krank­heits­ri­si­ken und Gesund­heits­chan­cen, wird seit meh­re­ren Jahr­zehn­ten im Rah­men der Sozi­al­epi­de­mio­lo­gie als eigen­stän­di­gem For­schungs­zweig nach­ge­gan­gen (Lam­pert und Koch-Gro­mus 2016).

Serie Ungleichheit und Macht

Die wach­sende gesell­schaft­li­che Ungleich­heit ist eines der bedeu­tends­ten Pro­bleme unse­rer Zeit. Zugleich steigt das wis­sen­schaft­li­che Inter­esse und lie­fert neue Erkennt­nisse mit Blick auf die drän­gends­ten Fra­gen und Ant­wor­ten zu ver­schie­de­nen Dimen­sio­nen der Ungleich­heit und ihren zugrun­de­lie­gen­den Machstrukturen.

Für die Debat­ten­reihe „Ungleich­heit und Macht“ haben Doktorand:innen aus dem Pro­mo­ti­ons­kol­leg „Poli­ti­sche Öko­no­mie der Ungleich­heit“ am Insti­tut für Sozio­öko­no­mie der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen diese neuen Erkennt­nisse auf­ge­schrie­ben. In den Bei­trä­gen stel­len die Pro­mo­vie­ren­den, die von der Hans-Böck­ler-Stif­tung geför­dert wer­den, Teil­ergeb­nisse ihrer For­schung vor und dis­ku­tie­ren ver­bun­dene gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen sowie poli­ti­sche Hand­lungs­op­tio­nen. Mit dem Fokus auf Ungleich­heits­di­men­sio­nen und zugrunde lie­gen­den Macht­ver­hält­nis­sen reicht der the­ma­ti­sche Bogen von Armut und Besteue­rung bis zu Arbeitsmarkt‑, Gleich­stel­lungs- oder Kli­ma­po­li­tik. Durch die the­ma­ti­schen Breite und Viel­falt der ein­ge­setz­ten Metho­den sto­ßen die Autor:innen eine wei­ter­füh­rende gesell­schaft­li­che Debatte dar­über an, wie der stei­gen­den Ungleich­heit begeg­net wer­den kann.

Die Reihe erscheint in regel­mä­ßi­gen Abstän­den zwi­schen April und Juni 2023 im Makro­nom. Hier im ifs­ob­log doku­men­tie­ren wir die Serie anschlie­ßend ebenfalls.

Inter­na­tio­nale sozi­al­epi­de­mio­lo­gi­sche Stu­dien fin­den im Wesent­li­chen einen sta­bi­len Zusam­men­hang zwi­schen dem sozio­öko­no­mi­schen Sta­tus und dem Gesund­heits­zu­stand. Gesund­heit­li­che Unter­schiede zei­gen sich dabei kon­sis­tent ent­lang sozio­öko­no­mi­scher Kate­go­rien wie Ein­kom­men, Beruf, Bil­dung und Ver­mö­gen: Ein nied­ri­ger sozia­ler Sta­tus ist asso­zi­iert mit einem schlech­te­ren selbst­be­wer­te­ten all­ge­mei­nen Gesund­heits­zu­stand, einem erhöh­tem Krank­heits­ri­siko bei­spiels­weise für Krebs, kar­dio­vas­ku­läre oder psy­chi­sche Erkran­kun­gen und vor­zei­ti­ger Sterb­lich­keit (Macken­bach et al. 2018).

Für die­sen Zusam­men­hang wer­den häu­fig drei, sich ergän­zende Erklä­rungs­an­sätze her­an­ge­zo­gen (Moor et al. 2017). Ver­hal­tens­be­zo­gene Erklä­rungs­an­sätze sehen die Begrün­dung in unter­schied­li­chen gesund­heits­re­le­van­ten Lebens­sti­len. Die Annahme: Ein nied­ri­ger sozio­öko­no­mi­scher Sta­tus ist ten­den­zi­ell mit schlech­te­ren Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten oder etwa einer stär­ke­ren Nei­gung zum Sub­stanz­miss­brauch ver­bun­den. Ein zwei­ter Erklä­rungs­an­satz bezieht sich auf psy­cho­so­ziale Fak­to­ren und fußt auf der Annahme, dass etwa eine weni­ger stark aus­ge­prägte psy­chi­sche Resi­li­enz, unzu­rei­chende soziale (unter­stüt­zende) Umfel­der und chro­ni­sche Belas­tungs­si­tua­tio­nen häu­fi­ger in Bevöl­ke­rungs­tei­len mit nied­ri­gem sozio­öko­no­mi­schen Sta­tus anzu­tref­fen sind.

Über­sichts­stu­dien legen nahe, dass beson­ders ein drit­ter Erklä­rungs­an­satz, wel­cher auf die mate­ri­el­len Deter­mi­nan­ten gesund­heit­li­cher Ungleich­heit fokus­siert, für die beob­ach­tete Ungleich­ver­tei­lung von Krank­heits­ri­si­ken maß­geb­lich ist (Moor et al. 2017). Die Ursa­che für sozial bedingte gesund­heit­li­che Unter­schiede lägen dem­nach ganz wesent­lich direkt in ungleich ver­teil­ten Ein­kom­men und Ver­mö­gen und den unmit­tel­bar dar­aus resul­tie­ren­den Fol­gen: Schlechte und beengte Wohn­be­din­gun­gen, unsi­chere und belas­tende Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nisse, weni­ger Mög­lich­kei­ten zur akti­ven sport­li­chen Frei­zeit­be­schäf­ti­gung, finan­zi­el­ler Stress und Depri­va­ti­ons­la­gen, etwa in Bezug auf eine voll­wer­tige Ernäh­rung, tre­ten ver­stärkt in den unte­ren Ein­kom­mens­klas­sen auf.

Gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland

Auch in Deutsch­land fin­det sich ein deut­li­cher Zusam­men­hang zwi­schen Ein­kom­men und Gesund­heit: Die fol­gende Gra­fik zeigt den Anteil an Per­so­nen mit „weni­ger gutem“ oder „schlech­tem“ selbst­be­rich­te­ten Gesund­heits­zu­stand in ihrer jewei­li­gen Alters­klasse nach Einkommensgruppen:

Selbst­ein­schät­zung des all­ge­mei­nen Gesund­heits­zu­stands („weni­ger gut“ oder „schlecht“) nach drei Ein­kom­mens­grup­pen 2018 – in Pro­zent. Quelle: Hoe­bel et al. (2021)

Per­so­nen, die unter­halb der Armuts­ri­si­ko­schwelle leben (also weni­ger als 60% des Medi­an­ein­kom­mens erzie­len), bewer­ten ihren Gesund­heits­zu­stand deut­lich schlech­ter als Per­so­nen aus höhe­ren Ein­kom­mens­klas­sen. Der Zusam­men­hang gilt, wenn gleich in abge­schwäch­ter Form, auch im Ver­gleich zwi­schen Per­so­nen aus der mitt­le­ren mit der höchs­ten Ein­kom­mens­ka­te­go­rie. Hin­sicht­lich der durch­schnitt­li­chen Lebens­er­war­tung besteht eben­falls eine deut­li­che Kor­re­la­tion mit dem Einkommen.

Ein­kom­men Män­ner Frauen
< 60 % des mitt­le­ren Einkommens 71,0 78,4
60 bis 80 % des mitt­le­ren Einkommens 73,3 79,7
80 bis 100 % des mitt­le­ren Einkommens 75,2 80,7
100 bis < 150 % des mitt­le­ren Einkommens 76,0 82,1
≥ 150 % des mitt­le­ren Einkommens 76,0 82,8
Ins­ge­samt 75,0 80,8
Mitt­lere Lebens­er­war­tung bei Geburt nach Geschlecht und Ein­kom­men in Deutsch­land. Daten­ba­sis: SOEP, Peri­oden­s­ter­be­ta­fel 1992–2016. Quelle: Lam­pert et al. (2019)

Bei Frauen beträgt die Dif­fe­renz zwi­schen Ange­hö­ri­gen der höchs­ten (≥ 150 % des mitt­le­ren Ein­kom­mens) und der nied­rigs­ten Ein­kom­mens­klasse (< 60% des mitt­le­ren Ein­kom­mens) 4,4 Jahre, bei Män­nern 8,6 Jahre (Lam­pert et al. 2019). Auch hier besteht der Zusam­men­hang zwi­schen Ein­kom­men und Gesund­heit nicht nur beim Ver­gleich zwi­schen nied­ri­gen mit mitt­le­ren Ein­kom­mens­klas­sen, son­dern durch­weg ent­lang aller Ein­kom­mens­ka­te­go­rien: je höher das Ein­kom­men, desto höher die durch­schnitt­li­che Lebenserwartung.

Tat­säch­lich wird ein sol­cher sozia­ler Gra­di­ent, also immer wei­ter sin­kende Krank­heits- und Sterb­lich­keits­ri­si­ken bei stei­gen­dem Ein­kom­men, im weit über­wie­gen­den Teil der dies­be­züg­li­chen Stu­dien beschrie­ben. Doch warum fin­det sich die­ser Zusam­men­hang so kon­sis­tent ent­lang aller Ein­kom­mens­klas­sen und nicht nur im Ver­gleich zwi­schen Per­so­nen mit Armuts­ri­siko und den höhe­ren Einkommensgruppen?

Es scheint nicht unmit­tel­bar nach­voll­zieh­bar zu sein, warum sich auch beim Ver­gleich höhe­rer Ein­kom­mens­klas­sen deut­li­che gesund­heit­li­che Unter­schiede fin­den las­sen, die etwa durch die oben genann­ten poten­zi­el­len ein­kom­mens­be­zo­ge­nen Ursa­chen, wie bei­spiels­weise beengte Wohn­be­din­gun­gen, finan­zi­el­len Stress oder mate­ri­elle Depri­va­tion erklär­bar sind. Hier setzt eine ergän­zende Hypo­these an, wel­che auf die gesamte Ver­tei­lung von Ein­kom­men und Ver­mö­gen und damit auf den Grad der öko­no­mi­schen Ungleich­heit inner­halb eines Lan­des abstellt. Die Hypo­these: Ungleich ver­teil­tes Ein­kom­men und Ver­mö­gen führt inner­halb einer Gesell­schaft zu sozia­len Ver­gleichs­pro­zes­sen mit poten­zi­ell nega­ti­ven gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen für fast alle ihre Mit­glie­der – also nicht nur für Ange­hö­rige unte­rer Einkommensschichten.

Grad an Einkommensungleichheit als eigenständiger Gesundheitsfaktor

Wäh­rend das indi­vi­du­elle Ein­kom­men in der Lite­ra­tur schon lange als gesund­heits­re­le­van­ter Fak­tor beschrie­ben ist, wird in einem ver­wand­ten For­schungs­strang die Ungleich­heit in der Ein­kom­mens­ver­tei­lung einer Gesell­schaft als eigen­stän­dige Deter­mi­nante für die Gesund­heit unter­sucht. Diese Annahme geht ganz wesent­lich auf Ver­öf­fent­li­chun­gen der Gesundheitswissenschaftler:innen Kate Pickett und Richard Wil­kin­son zurück und basiert zunächst auf ein­fa­chen deskrip­ti­ven Befun­den: Wäh­rend sich beim Ver­gleich rei­cher Volks­wirt­schaf­ten keine starke Kor­re­la­tion zwi­schen dem Auf­tre­ten gesund­heit­li­cher und sozia­ler Pro­ble­men mit dem durch­schnitt­li­chen Pro-Kopf-Ein­kom­men fin­den lässt, wird ein enger Zusam­men­hang zwi­schen dem Auf­tre­ten die­ser Pro­blem­la­gen und dem Ungleich­heits­ni­veau der jewei­li­gen Län­der beschrie­ben (Wil­kin­son und Pickett 2009).

Aus­ge­hend von die­ser Beob­ach­tung wur­den viel­fach Hin­weise dar­auf gefun­den, dass eine stär­ker unglei­che Ver­tei­lung von Ein­kom­men zu schlech­te­rer öffent­li­cher Gesund­heit, wie bei­spiels­weise einer gerin­ge­ren Lebens­er­war­tung oder gehäuf­tem Auf­tre­ten chro­ni­scher Erkran­kun­gen, führt – und das eben nicht nur bei Ange­hö­ri­gen unte­rer Ein­kom­mens­klas­sen son­dern für fast alle Mit­glie­der der Gesell­schaft (Pickett und Wil­kin­son 2015).

Der von den Autor:innen beschrie­bene Erklä­rungs­an­satz für die­sen Zusam­men­hang: Die in öko­no­misch stark unglei­chen Gesell­schaf­ten feh­lende soziale Kohä­sion, das ver­brei­tete Gefühl von Sta­tus­angst und gerin­ges Ver­trauen in die Mit­men­schen fun­giert als sozia­ler Stres­sor und führt poten­zi­ell zu dau­er­haft ver­mehr­ter Aus­schüt­tung von Stress­hor­mo­nen. Chro­ni­scher Stress ist in der medi­zi­ni­schen Lite­ra­tur als eine der Ursa­chen u.a. für eine schlech­tere Immun­re­ak­tion, erhöh­ten Blut­druck sowie ein erhöh­tes Risiko für Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen und Schlag­an­fälle beschrie­ben. Auch das Auf­tre­ten psy­chi­scher Erkran­kun­gen, wie etwa Depres­sio­nen, ist mit Ein­kom­mens­un­gleich­heit asso­zi­iert (Patel et al. 2018).

Vor Kur­zem haben auch die Wirtschaftswissenschaftler:innen Anne Case und Angus Dea­ton die wie­der rück­läu­fige Lebens­er­war­tung in den USA mit stei­gen­der öko­no­mi­scher Ungleich­heit in Ver­bin­dung gebracht. Ihre These: Teile der Arbeiter:innenklasse haben den Anschluss an eine im Mit­tel immer rei­cher wer­dende Gesell­schaft ver­lo­ren und ster­ben in ihrer Ver­zweif­lung den Death of Des­pair – so wer­den Todes­fälle bezeich­net, deren Ursa­che in Sui­zid, Dro­gen­miss­brauch oder Alko­ho­lis­mus lie­gen (Case und Dea­ton 2020).

Was kann getan werden?

Aus den Befun­den der sozi­al­epi­de­mio­lo­gi­schen For­schung las­sen sich kon­krete Maß­nah­men zur Redu­zie­rung sozial beding­ter gesund­heit­li­cher Ungleich­heit ablei­ten. Nahe­lie­gende Maß­nah­men stel­len ins­be­son­dere auf die Anhe­bung der Ein­kom­men armuts­ge­fähr­de­ter Per­so­nen ab. Ein­schlä­gige Stu­dien zei­gen, dass etwa gesetz­li­che Min­dest­löhne posi­tive Effekte auf die Gesund­heit von Arbeitnehmer:innen im Nied­rig­lohn­sek­tor haben (Leigh et al. 2019).

Mit ver­mehr­ten Hin­wei­sen dar­auf, dass neben dem indi­vi­du­el­len Ein­kom­men auch das Maß an öko­no­mi­scher Ungleich­heit inner­halb einer Gesell­schaft Aus­wir­kun­gen auf die Gesund­heit ihrer Mit­glie­der haben kann, lohnt es dar­über hin­aus, die Ver­tei­lung von Ein­kom­men und Ver­mö­gen stär­ker in den Blick zu neh­men. Sozial- und steu­er­po­li­ti­sche Maß­nah­men, die dar­auf abzie­len, öko­no­mi­sche Ungleich­heit zu redu­zie­ren, tra­gen nicht nur zum sozia­len Aus­gleich bei, son­dern haben auch das Poten­zial, sich posi­tiv auf die öffent­li­che Gesund­heit auszuwirken.

Die Politische Ökonomie der Ungleichheit

Das Pro­mo­ti­ons­kol­leg „Die Poli­ti­sche Öko­no­mie der Ungleich­heit“ unter­sucht Aus­maß, Ursa­chen und Fol­gen stei­gen­der sozio­öko­no­mi­scher Ungleich­heit. Mate­ri­elle Unter­schiede ste­hen dabei im Mit­tel­punkt, wer­den aber stets in Zusam­men­hang zu poli­ti­schen, sozia­len und öko­lo­gi­schen Aspek­ten gesetzt. Die For­schungs­pra­xis ist von einem inter­dis­zi­pli­nä­ren und anwen­dungs­ori­en­tier­ten sozio­öko­no­mi­schen Ansatz geprägt. Zur Über­sicht aller Blog­bei­träge der Mit­glie­der aus dem Promotionskolleg

Die­ser Bei­trag wurde zunächst auf makronom.de ver­öf­fent­licht.

Kurz zusammengefasst

Die COVID-19-Pan­de­mie und die aktu­elle Ener­gie­preis­krise haben gezeigt, dass sozio­öko­no­mi­scher Sta­tus einen erheb­li­chen Ein­fluss auf die Gesund­heit hat. Men­schen mit nied­ri­ge­rem Ein­kom­men sind stär­ker von Infek­ti­ons­ri­si­ken betrof­fen und lei­den oft unter schwer­wie­gen­de­ren Gesund­heits­pro­ble­men. Die­ser Zusam­men­hang zwi­schen Ein­kom­men und Gesund­heit wird durch ver­schie­dene Erklä­rungs­an­sätze beleuch­tet, dar­un­ter Ver­hal­tens­wei­sen, psy­cho­so­ziale Fak­to­ren und vor allem mate­ri­elle Deter­mi­nan­ten. In Deutsch­land zeigt sich ein deut­li­cher Zusam­men­hang zwi­schen Ein­kom­men und Gesund­heit, wobei nied­ri­gere Ein­kom­mens­grup­pen ten­den­zi­ell schlech­tere Gesund­heit und eine gerin­gere Lebens­er­war­tung haben. Diese soziale Ungleich­heit erstreckt sich über alle Ein­kom­mens­klas­sen und kann nicht allein durch Ver­hal­tens­wei­sen oder psy­cho­so­ziale Fak­to­ren erklärt wer­den. Wäh­rend das indi­vi­du­elle Ein­kom­men in der Lite­ra­tur schon lange als gesund­heits­re­le­van­ter Fak­tor beschrie­ben ist, wird in einem ver­wand­ten For­schungs­strang die Ungleich­heit in der Ein­kom­mens­ver­tei­lung einer Gesell­schaft als eigen­stän­dige Deter­mi­nante für die Gesund­heit unter­sucht. Chro­ni­scher Stress, aus­ge­löst durch Merk­male stark unglei­cher Gesell­schaf­ten, könnte ein Grund dafür sein. Die Redu­zie­rung sozial beding­ter gesund­heit­li­cher Ungleich­heit erfor­dert Maß­nah­men zur Erhö­hung der Ein­kom­men der armuts­ge­fähr­de­ten Bevöl­ke­rung. Stu­dien zei­gen, dass gesetz­li­che Min­dest­löhne posi­tive Aus­wir­kun­gen auf die Gesund­heit von Niedriglohnarbeitnehmer:innen haben kön­nen. Dar­über hin­aus soll­ten sozial- und steu­er­po­li­ti­sche Maß­nah­men in Betracht gezo­gen wer­den, um die öko­no­mi­sche Ungleich­heit in der Gesell­schaft zu redu­zie­ren, was sich posi­tiv auf die öffent­li­che Gesund­heit aus­wir­ken kann.