In Deutsch­land wird das BIP-Wachs­tum über­be­wer­tet. Kür­zere Arbeits­zei­ten kön­nen Beschäf­ti­gung sichern, Geschlech­ter­un­gleich­heit abbauen, öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit för­dern und die Lebens­qua­li­tät der Men­schen verbessern.

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er Bun­des­kanz­ler wünscht sich, dass in Deutsch­land alle wie­der mehr und effi­zi­en­ter arbei­ten. Eine Vier-Tage-Woche und sogar Work-Life-Balance schließt er kate­go­risch aus. Cars­ten Lin­ne­mann (CDU) sagt bei Miosga das Klein­ge­druckte laut, Rentner*innen sol­len wie­der in die Schar der abhän­gig Beschäf­tig­ten zurück­keh­ren. Beim Juni­or­part­ner der Regie­rungs­ko­ali­tion behaup­tet Huber­tus Heil (SPD), nie­mand Ver­nünf­ti­ges wolle eine Vier-Tage-Woche und Bär­bel Bas (SPD) würde gerne mehr Müt­ter in Voll­zeit­be­schäf­ti­gung sehen. Da schei­nen sich ja alle einig zu sein – auch das Insti­tut der deut­schen Wirt­schaft (IW).

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ifso exper­tise ist eine Publi­ka­ti­ons­reihe wirt­schafts- und sozi­al­po­li­ti­scher Exper­ti­sen, die am oder im Umfeld des Insti­tuts für Sozio­öko­no­mie an der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen enstan­den sind.

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Eine gerade ver­öf­fent­lichte Stu­die von Jan Beh­rin­ger, Till van Tre­eck und Zarah West­rich offen­bart aber einen gegen­tei­li­gen Wunsch bei der deut­schen Bevöl­ke­rung – par­tei­über­grei­fend. Die Ergeb­nisse der 4‑Tage-Woche-Pilot­stu­die der Uni­ver­si­tät Müns­ter unter­strei­chen die­sen Wunsch.

Lie­gen wir alle falsch? Ein Gespräch mit Till van Treeck.

Noah Hil­de­brandt: Hallo Herr van Tre­eck. Deutsch­land ver­zeich­net gerade ein leicht nega­ti­ves Wachs­tum des Brut­to­in­lands­pro­dukts. Ist das wirk­lich so schlimm wie es von Neo­li­be­ra­len und Kon­ser­va­ti­ven dar­ge­stellt wird?

Till van Tre­eck: In der öffent­li­chen Debatte ist es nach mei­ner Wahr­neh­mung oft so, dass das Ziel eines mög­lichst hohen Wachs­tums des Brut­to­in­lands­pro­dukts als gege­ben ange­se­hen wird. Es wird aber oft gar nicht wei­ter begründet.

Fragt man dann, was Gründe für die For­de­rung nach einem hohen Brut­to­in­lands­pro­dukt sind, dann kommt sicher­lich an ers­ter Stelle, dass ein hohes BIP mit dem all­ge­mei­nen Wohl­be­fin­den der Bevöl­ke­rung zusammenhängt.

Der Autor

Noah Hil­de­brandt stu­diert der­zeit im Mas­ter­stu­dium Sozio­öko­no­mie an der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen. Er ist Chef­re­dak­teur und Geschäfts­füh­rer des „kaf­fee­und­kip­pen maga­zins“ und arbei­tet der­zeit als Prak­ti­kant im Poli­tik­res­sort des „Frei­tag“. Zuvor war er Hos­pi­tant beim ZEIT-WIS­SEN-Maga­zin sowie Redak­teur und Mode­ra­tor bei Radio Q der Uni­ver­si­tät Münster.

Der Interviewpartner

Till van Tre­eck ist Pro­fes­sor am ifso und Theo­dor-Heuss-Gast­pro­fes­sor an der New School. Seine Schwer­punkte sind: Ein­kom­mens­ver­tei­lung aus gesamt­wirt­schaft­li­cher Per­spek­tive, ver­glei­chende poli­ti­sche Öko­no­mie, sozio­öko­no­mi­sche Bildung.

Ein in den Sozi­al­wis­sen­schaf­ten bekann­tes, aber in der öffent­li­chen Debatte häu­fig über­se­he­nes Kon­zept ist das Eas­ter­lin-Para­dox. Das besagt, dass in den rei­chen Län­dern Per­so­nen mit einem hohen Ein­kom­men im Durch­schnitt mit ihrem Leben zufrie­de­ner sind als Per­so­nen mit einem gerin­gen Ein­kom­men. Wenn aber die die durch­schnitt­li­chen Ein­kom­men wei­ter stei­gen – also das Brut­to­in­lands­pro­dukt steigt – ergibt sich kein durch­schnitt­li­cher Anstieg der Zufrie­den­heit in der Gesell­schaft. Viel mehr legt das Para­dox nahe, dass mehr Frei­zeit die Men­schen glück­li­cher machen würde als mehr Güter und Dienst­leis­tun­gen zu produzieren.

Inso­fern würde ich sagen, dass man das Ziel eines hohen oder stei­gen­den Brut­to­in­lands­pro­dukts erst­mal kri­tisch hin­ter­fra­gen kann.

Es gibt natür­lich noch wei­tere Gründe, warum ein hohes Brut­to­in­lands­pro­dukt wich­tig erscheint. Gerade in den aktu­el­len Zei­ten reden wir viel über geo­po­li­ti­sche und mili­tä­ri­sche Kon­flikte, in denen tech­no­lo­gi­sche Domi­nanz eine über­ge­ord­nete Rolle spielt. Und da kann man natür­lich sagen, dass es viel­leicht schlecht ist, wenn ein Land zurück­fällt gegen­über ande­ren Ländern.

Bei einem so rei­chen Land wie Deutsch­land oder auch bei einem sehr rei­chen Kon­ti­nent wie Europa, bedeu­tet ein gerin­ge­res BIP-Wachs­tum oder ein gerin­ge­res BIP im Ver­gleich zu ande­ren Welt­re­gio­nen nicht unbe­dingt sofort, dass man geo­po­li­tisch zurückfällt.

Noah Hil­de­brandt: Die For­de­rung nach Arbeits­zeit­ver­kür­zung ist ja nicht neu. Die geht schon auf Keynes zurück. Seine Erwar­tung des Zeit­al­ters der Frei­zeit und des Über­flus­ses mit 15 Arbeits­stun­den pro Woche ist aber nicht ein­ge­tre­ten. Statt­des­sen sehen wir gerade, dass die neue Bun­des­re­gie­rung im Koali­ti­ons­pro­gramm vor­sieht, die maxi­male täg­li­che Arbeits­zeit nicht mehr zu regu­lie­ren – ledig­lich die Wochen­ar­beits­zeit wird bei 48 Stun­den beschränkt. Dem­entspre­chend ist gerade die poli­ti­sche Marsch­rich­tung eher in Rich­tung Libe­ra­li­sie­rung der Arbeits­zeit­ge­setze, mit der Begrün­dung, dass wir vor einer Rezes­sion ste­hen und die Wirt­schaft genau das erfordere. 

Inwie­fern könnte eine Arbeits­zeit­ver­kür­zung bei einer dro­hen­den Rezes­sion funk­tio­nie­ren, wenn es in der öffent­li­chen Debatte eigent­lich immer als dys­funk­tio­nal dar­ge­stellt wird?

Till van Tre­eck: Zunächst mal ist ja eine Poli­tik der Arbeits­zeit­ver­kür­zung in der Wirt­schafts­ge­schichte häu­fig sogar als Option dis­ku­tiert wor­den, um Beschäf­ti­gung bei schwa­chem BIP-Wachs­tum zu sichern. Wenn die Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät steigt und das BIP sta­gniert, weil die Pro­duk­tion ins­ge­samt nicht ansteigt, dann droht eine Frei­set­zung von Arbeits­kräf­ten und stei­gende Arbeits­lo­sig­keit. Die Gewerk­schaf­ten, aber auch Regie­run­gen, haben in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der auch Ver­kür­zun­gen der Wochen­ar­beits­zeit als Instru­ment der Beschäf­ti­gungs­si­che­rung diskutiert.

Die Gewerk­schaf­ten, aber auch Regie­run­gen, haben in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der auch Ver­kür­zun­gen der Wochen­ar­beits­zeit als Instru­ment der Beschäf­ti­gungs­si­che­rung diskutiert.

Inso­fern sehe ich hier über­haupt kei­nen Wider­spruch zwi­schen einer beschäf­ti­gungs­si­chern­den Wir­kung von kür­ze­ren Arbeits­zei­ten. Wenn zum Bei­spiel die Auto­mo­bil­in­dus­trie in Deutsch­land in den nächs­ten Jah­ren schrumpft und nicht mehr meh­rere Mil­lio­nen Beschäf­tigte an der Auto­mo­bil­in­dus­trie hän­gen, dann könn­ten kür­zere Arbeits­zei­ten eine Mög­lich­keit sein, Beschäf­ti­gung in die­ser Bran­che zu sichern.

Noah Hil­de­brandt: Wenn in Zei­ten der Rezes­sion die Kurz­ar­beit als staat­li­che Maß­nahme funk­tio­niert, dann müsste es ja auch mög­lich sein, genau diese fis­kal­po­li­ti­schen Gel­der außer­halb von Rezes­sio­nen frei­zu­set­zen. Was spricht dagegen?

Till van Tre­eck: Eine struk­tu­relle Ver­kür­zung der Arbeits­zeit käme sicher­lich auch ohne fis­ka­li­sche Unter­stüt­zung aus. Die Ten­denz zu kür­ze­ren Arbeits­zei­ten ist ein typi­sches Mus­ter ist in der Wirt­schafts­ge­schichte und der ange­schlos­se­nen öffent­li­chen Debatte. Wenn die 4‑Tage-Woche als Mög­lich­keit ins Gespräch gebracht wird, dann wird oft gesagt, dass das unrea­lis­tisch sei und so die kapi­ta­lis­ti­sche Markt­wirt­schaft nicht funk­tio­nie­ren kann. Dann geht es um die Wett­be­werbs­fä­hig­keit. Wenn man aber zurück­blickt, wird wohl kaum jemand diese Argu­mente heut­zu­tage gegen die 7- oder 6‑Tage-Woche ins Feld füh­ren. Das ist heute all­ge­mein gesell­schaft­lich anerkannt.

Arbeits­zeit­ver­kür­zung wurde his­to­risch aus dem Anstieg der Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät finan­ziert. Diese Dis­kus­sion ist unab­hän­gig von Fis­kal­po­li­tik und Schul­den­bremse zu führen.

Diese Über­gänge, hin zu kür­ze­ren Arbeits­zei­ten, waren mit kei­ner Aus­wei­tung der Staats­ver­schul­dung oder mit dau­er­haf­ten fis­ka­li­schen Trans­fers ver­bun­den. Viel mehr wurde die Arbeits­zeit­ver­kür­zung letzt­lich aus dem Anstieg der Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät finan­ziert. Für mich ist diese Dis­kus­sion unab­hän­gig von Fis­kal­po­li­tik und Schul­den­bremse zu führen.

Noah Hil­de­brandt: Gehen wir ein­mal davon aus, dass eine 4‑Tage-Woche flä­chen­de­ckend rea­li­siert wird. Wie wahr­schein­lich ist es dann, dass die Unter­neh­men nicht ein­fach ihre Mark-Ups erhö­hen und so eine Infla­tion ver­ur­sa­chen, die dann wie­derum eine Aus­wei­tung der Arbeits­zeit wie­der erzwin­gen würden?

Till van Tre­eck: Ich denke, dass man natür­lich nicht über­trei­ben darf und es pro­ble­ma­tisch ist, wenn die Ver­kür­zung der Arbeits­zeit deut­lich über das Pro­duk­ti­vi­täts­wachs­tum hin­aus­geht. Aber in Bezug auf die Arbeits­zeit gilt das glei­che, was immer als pro­duk­ti­vi­täts­ori­en­tierte Lohn­po­li­tik dis­ku­tiert wird: Es gibt einen Ver­tei­lungs­spiel­raum in der Lohn­po­li­tik und der ergibt sich aus der mit­tel­fris­ti­gen Infla­tion und dem Pro­duk­ti­vi­täts­wachs­tum. Wenn die Löhne jedes Jahr so stark stei­gen wie die Preise – also 2% Infla­ti­ons­ziel plus das Wachs­tum der Stun­den­pro­duk­ti­vi­tät – dann blei­ben die Mark-Ups der Unter­neh­men und die Ver­tei­lung der gesamt­wirt­schaft­li­chen Ein­kom­men zwi­schen Löh­nen und Gewin­nen konstant.

Die Beschäf­tig­ten kön­nen sich aber im Prin­zip über­le­gen: Wol­len sie das Pro­duk­ti­vi­täts­wachs­tum in Form von höhe­ren Monats­ver­diens­ten oder in Form von kür­ze­ren Arbeits­zei­ten aus­ge­zahlt bekom­men. Gehen wir hier pro­duk­ti­vi­täts­ori­en­tiert vor: Wenn wir die Pro­duk­ti­vi­tät als Ver­tei­lungs­spiel­raum anse­hen, dann sehe ich keine Gefahr, dass durch kür­zere Arbeits­zei­ten Lohn-Preis­spi­ra­len aus­ge­löst wer­den oder es zu ver­mehr­ter Infla­tion kommt. Man kann sicher­lich auch über Umver­tei­lungs­ele­mente spre­chen, das wäre aus mei­ner Sicht auch verkraftbar…

Noah Hil­de­brandt: Sie hat­ten eben gesagt, dass eine Ein­füh­rung der 4‑Tage-Woche wohl kein gesamt­ge­sell­schaft­li­ches Pro­duk­ti­vi­täts­wachs­tum ver­ur­sa­chen würde, son­dern wir wahr­schein­lich eher in eine Art De-Growth rein­rut­schen wür­den. Die theo­re­ti­sche Folge einer Arbeits­zeit­ver­kür­zung ist der Rück­gang des Sta­tus­kampfs um posi­tio­nale Güter, sodass die Frei­zeit mit weni­ger CO2-inten­si­ven Frei­zeit­be­schäf­ti­gung ver­bracht wird. Nun hat die Pilot­stu­die von Back­mann et al. aber gezeigt, dass bei der 4‑Tage-Woche die Zahl der indi­vi­du­el­len Inlands­rei­sen doch signi­fi­kant zuge­nom­men hat.

Wie erklä­ren Sie sich da die Abwei­chun­gen der Pilot­stu­die von der Theo­rie und auch von ver­gleich­ba­ren Stu­dien aus ande­ren Industrieländern?

Till van Tre­eck: Ich glaube, dass kür­zere Arbeits­zei­ten zwar eine not­wen­dige, aber sicher keine hin­rei­chende Bedin­gung sind, um öko­lo­gisch nach­hal­ti­gere Lebens­stile zu kul­ti­vie­ren. Wenn das Wochen­ende immer schon am frü­hen Don­ners­tag­abend beginnt und die Men­schen sich dann immer am Don­ners­tag­abend in den Flie­ger set­zen und vier­tä­gige Städ­te­rei­sen machen, dann wäre das natür­lich öko­lo­gisch schäd­lich. Aber es müs­sen ja sowieso öko­lo­gisch nach­hal­ti­gere Lebens­stile ent­wi­ckelt wer­den. Das viele Flie­gen wird in Zukunft nicht mehr gehen. Auch der moto­ri­sierte Indi­vi­du­al­ver­kehr wird in dem Aus­maß wie jetzt nicht mehr mög­lich sein.

Kür­zere Arbeits­zei­ten sind eine not­wen­dige, aber sicher keine hin­rei­chende Bedin­gung dafür, um öko­lo­gisch nach­hal­ti­gere Lebens­stile zu kultivieren

Kür­zere Arbeits­zei­ten kön­nen da die Abstri­che kom­pen­sie­ren, die man in ins­be­son­dere in der Mobi­li­tät machen muss. Wenn der Stress, den man im Beruf hat, zurück­geht, dann steigt viel­leicht auch die Bereit­schaft oder die Muße, lang­sa­mer zu rei­sen und lang­sa­mer zu essen – also Fast Food ist ja auch nicht öko­lo­gisch vor­teil­haft. Es bleibt dann ein­fach mehr Zeit dafür, selbst zu kochen oder mit dem Fahr­rad oder dem Zug in den Urlaub zu fahren.

Und was das ganze Thema De-Growth angeht: Ich find den Begriff pro­ble­ma­tisch, weil er sug­ge­riert, dass er mit so gro­ßem Ver­zicht ver­bun­den ist. Ich glaube eher, dass diese Debatte um kür­zere Arbeits­zei­ten uns als Gesell­schaft krea­tiv machen. Wir müs­sen gemein­sam die Frage beant­wor­ten, wie wir ein gutes Leben ermög­li­chen kön­nen. Und Frei­zeit ist da ein ganz wich­ti­ger Bestand­teil von einem guten Leben. Das muss aber keine oder nur weni­ger Abstri­che im mate­ri­el­len Lebens­stan­dard bedeu­ten. Zum Bei­spiel durch einen Aus­bau des öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehrs, die Ver­bes­se­rung des Schie­nen­ver­kehrs, neue kol­lek­ti­ver For­men der Mobi­li­tät. Das wären ja Mög­lich­kei­ten, mit gerin­ge­rem Res­sour­cen­ver­brauch, aber auch ins­ge­samt mit gerin­ge­rem Arbeits­vo­lu­men die Mobi­li­tät zu sichern. Wir haben mitt­ler­weile 50 Mil­lio­nen PKWs auf deut­schen Stra­ßen und alle paar Jahre kau­fen sich die deut­schen neue Autos. Das wird häu­fig auch damit gerecht­fer­tigt oder für not­wen­dig erklärt, die Beschäf­ti­gung in der Auto­mo­bil­in­dus­trie zu sichern.

Meine Güte, wenn die Beschäf­ti­gung in der Auto­mo­bil­in­dus­trie zurück­geht, aber das ins­ge­samt ermög­licht, dass die Men­schen mehr Frei­zeit haben, dann kann man auch ein Mobi­li­täts­sys­tem auf­bauen, das weni­ger Arbeits­zeit und weni­ger Res­sour­cen erfor­dert – näm­lich öffent­li­cher Per­so­nen­nah­ver­kehr – der eben dann den glei­chen mate­ri­el­len Lebens­stan­dard ermög­licht wie vor­her, nur eben mit kür­ze­rer Arbeitszeit.

Also wie gesagt: Kür­zere Arbeits­zei­ten sind kein All­heil­mit­tel und füh­ren nicht sofort zu öko­lo­gi­scher Nach­hal­tig­keit. Aber ich glaube, kür­zere Arbeits­zei­ten ermög­li­chen viele neue For­men des Zusam­men­le­bens und der Frei­zeit­ge­stal­tung, die die öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit beför­dern können.

Noah Hil­de­brandt: Seit Jah­ren steigt in Deutsch­land die Ein­kom­mens­un­gleich­heit. Bei stei­gen­der Ein­kom­mens­un­gleich­heit steigt laut Stu­dien die pro-Kopf-Arbeits­zeit. Obwohl sich eine Mehr­heit der Ange­stell­ten eine Reduk­tion ihrer Arbeits­stun­den auch unter Lohn­ver­zicht wünscht, sind die gear­bei­te­ten Stun­den in Deutsch­land zumin­dest sta­gnie­rend und ten­den­zi­ell auch in vie­len Bran­chen stei­gend. Gerade junge Men­schen wün­schen sich Ihrer Stu­die zufolge eine kol­lek­tive, statt einer indi­vi­du­el­len Arbeits­zeit­ver­kür­zung. Bei der kol­lek­ti­ven Ver­kür­zung sind die insti­tu­tio­nel­len Hür­den ein­leuch­ten. Aber wel­che Hür­den bestehen bei der indi­vi­du­el­len Arbeits­zeit­ver­kür­zung, warum reicht die Moti­va­tion, es zu wol­len, zur Ver­kür­zung gar nicht aus?

Till van Tre­eck: Seit vie­len Jah­ren fragt das sozio­öko­no­mi­sche Panel (SOEP) die Beschäf­tig­ten, wie lange sie gerne arbei­ten wür­den, wenn sie ihre Arbeits­zeit frei wäh­len könn­ten – auch unter Berück­sich­ti­gung mög­li­cher künf­ti­ger Lohn­ein­bu­ßen. Die Ergeb­nisse des SOEP zei­gen, dass in den letz­ten Jah­ren im Durch­schnitt die Beschäf­tig­ten gerne vier Stun­den weni­ger arbei­ten wol­len wür­den. Bei Frauen ist das etwas weni­ger. Das bedeu­tet, dass bei Frauen die sub­jek­tiv wahr­ge­nom­mene Über­be­schäf­ti­gung etwas gerin­ger ist als bei Män­nern. Vor allem gut­ver­die­nende Män­ner wün­schen sich bis zu 7 Stun­den Reduk­tion ihrer Arbeitszeit.

Da stellt sich dann natür­lich die Frage, warum die Befrag­ten ihre Arbeits­zeit nicht redu­zie­ren, wenn sie sich das auch ohne Lohn­aus­gleich wün­schen. Da fin­den wir einige Hin­weise in den reprä­sen­ta­ti­ven Befra­gun­gen, die wir selbst durch­ge­führt haben: Der Wunsch, kür­zer zu arbei­ten und auch die tat­säch­li­che Bereit­schaft, die Arbeits­zeit zu redu­zie­ren, sind stär­ker, wenn Beschäf­tigte davon aus­ge­hen kön­nen, dass ihre Kolleg*innen eben­falls kür­zer arbei­ten, zum Bei­spiel im Wett­kampf um Beför­de­run­gen. Da wird dann häu­fig ent­ge­gen dem Reduk­ti­ons­wunsch gehandelt.

Die nied­ri­gere Tarif­bin­dung in Deutsch­land ist einer der zen­tra­len Gründe, wes­halb die Arbeits­zei­ten nicht ver­kürzt werden.

Und hier wäre auch die Tarif­po­li­tik ein ganz nahe­lie­gen­des Instru­ment. Nun ist es so, dass die Tarif­bin­dung in Deutsch­land mitt­ler­weile nur noch 50% ist. Vor 20 bis 25 Jah­ren lag die­ser Anteil noch bei 80%. Das heißt, die Fähig­keit zum kol­lek­ti­ven Han­deln, ist in Deutsch­land sehr viel schlech­ter gewor­den. Und das ist einer der zen­tra­len Gründe, wes­halb die Arbeits­zei­ten nicht ver­kürzt werden.

Ein wei­te­rer Aspekt ist die Ein­kom­mens­un­gleich­heit. Wenn die Ein­kom­mens­un­gleich­heit steigt, dann ist vor allem für die­je­ni­gen schmerz­haft, deren rela­tive Ein­kom­men sin­ken. Wenn Sie zur Mit­tel­schicht gehö­ren und ihre Ein­kom­men nicht gestie­gen sind, müs­sen Sie jetzt über­le­gen: Ent­we­der sie schi­cken Ihre Kin­der auf die glei­chen Schu­len wie die Kin­der der Rei­chen. Dann kön­nen Sie ent­we­der weni­ger fürs Alter spa­ren, müs­sen sich ver­schul­den oder ihre Arbeits­zeit ausweiten.
Oder Sie schi­cken Ihre Kin­der auf schlech­tere Schu­len als die Kin­der der Rei­chen. Dann müs­sen Sie aber nicht län­ger arbei­ten, spa­ren genug fürs Alter und ver­schul­den sich nicht.

Und ja, wir haben in Deutsch­land ein öffent­lich finan­zier­tes Schul­sys­tem. Trotz­dem gibt es einen star­ken Zusam­men­hang zwi­schen den Immo­bi­li­en­prei­sen oder den Woh­nungs­mie­ten und der Qua­li­tät der Schu­len, die dann im Ein­zugs­ge­biet lie­gen. Und auch das kann dann die Men­schen unter Druck set­zen, län­ger zu arbei­ten, um der Ungleich­heit entgegenzuwirken.

Öffent­li­che Daseins­vor­sorge mil­dert auch den Druck ab, lange zu arbei­ten, um teil­ha­ben zu können

Da bräuchte es dann die öffent­li­che Daseins­vor­sorge. Das mil­dert auch den Druck ab, lange zu arbei­ten, um teil­ha­ben zu kön­nen. Wenn es für alle Kin­der exzel­lente Schu­len gibt, unab­hän­gig vom Geld­beu­tel der Eltern, wenn die Gesund­heits­ver­sor­gung sehr gut ist, das Ren­ten­sys­tem gut aus­ge­baut ist, es preis­wer­ten öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehr gibt, dann sind viele Güter, die für die Teil­habe am gesell­schaft­li­chen Leben sehr wich­tig sind, aus die­sen Sta­tus­wett­kämp­fen oder herausgenommen.

Noah Hil­de­brandt: Eine Arbeits­zeit­ver­kür­zung birgt auch Chan­cen zur Umver­tei­lung, ein­mal natür­lich im Sinne von Ein­kom­men, aber ande­rer­seits durch Umver­tei­lung der Sor­ge­ar­beit zwi­schen Män­nern und Frauen oder zwi­schen Lebenspartner*innen. Wie funk­tio­niert bei­des über eine Arbeitszeitverkürzung?

Till van Tre­eck: Wenn man noch mal in die Wirt­schafts­ge­schichte zurück­schaut, vor 100 Jah­ren, da war es so, dass Per­so­nen mit nied­ri­gen Stun­den­löh­nen län­ger gear­bei­tet haben als Per­so­nen mit hohen. Das hat sich aber gedreht: Heute ist es so, dass Per­so­nen, die einen gerin­gen Stun­den­lohn haben, häu­fig gering­fü­gig oder in Teil­zeit beschäf­tigt sind, also rela­tiv kurze Arbeits­zei­ten haben. Das sind häu­fig Per­so­nen, die eigent­lich gerne län­ger arbei­ten wür­den. Ande­rer­seits, Per­so­nen mit hohen Stun­den­löh­nen, Gut­ver­die­nende, haben län­gere Arbeits­zei­ten. Und die haben laut unse­ren reprä­sen­ta­ti­ven Befra­gun­gen den beson­ders stark aus­ge­präg­ten Wunsch nach kür­ze­ren Arbeitszeiten.

Wenn alle so lange arbei­ten wür­den, wie sie ange­ben, arbei­ten zu wol­len, dann wür­den Per­so­nen mit gerin­gen Stun­den­löh­nen län­ger arbei­ten und Per­so­nen mit hohen Stun­den­löh­nen wür­den deut­lich kür­zer arbei­ten. Dadurch würde die Ein­kom­mens­un­gleich­heit zurück­ge­hen, weil eben die Ein­kom­men der aktu­ell sehr gut ver­die­nen­den, die zu lange arbei­ten und gerne kür­zer arbei­ten wol­len wür­den, zurück­ge­hen wür­den. Die Ein­kom­men derer, die nicht das Gefühl haben, zu lange zu arbei­ten, wür­den zeit­gleich aber nicht zurück­ge­hen, weil sie ihre Arbeits­zei­ten nicht redu­zie­ren würden.

Was man auch beob­ach­tet, ist, dass Män­ner län­ger bezahlt arbei­ten als Frauen. Wenn man aber bezahlte und unbe­zahlte Arbeit zusam­men­nimmt, dann arbei­ten Män­ner und Frauen unge­fähr gleich viel, weil eben Frauen mehr unbe­zahlte Sor­ge­ar­beit leisten.

Kür­zere Arbeits­zei­ten, ins­be­son­dere für Män­ner, wür­den die Geschlech­ter­un­gleich­heit in der Erwerbs­ar­beit redu­zie­ren und sind eben auch die Vor­aus­set­zun­gen dafür, dass Män­ner mehr unbe­zahlt arbei­ten kön­nen und die Ungleich­heit bei der Sor­ge­ar­beit ver­rin­gert würde.

Wenn vor allem die Män­ner kür­zer arbei­ten wür­den, würde die Geschlech­ter­un­gleich­heit bei den Ver­diens­ten eben­falls zurück­ge­hen. Und ich denke, da haben wir auch eine ganz wich­tige gesell­schaft­li­che Debatte zu füh­ren. Wenn Sie zum Bei­spiel die Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen­ra­tes zur Begut­ach­tung der gesamt­wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung lesen, wird als gesell­schaft­li­ches Leit­bild for­mu­liert, dass die Zeit, die Eltern in der Fami­lie für Kin­der­be­treu­ung ver­brin­gen müs­sen mög­lichst weit redu­ziert wird. Damit Frauen län­ger arbei­ten kön­nen, damit Geschlech­ter­gleich­heit, Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit letzt­lich, her­ge­stellt wird und die Kar­rie­re­chan­cen von Frauen sich im Ver­gleich zu Män­nern ver­bes­sern. Aktu­ell haben sie häu­fig die Situa­tion, dass es selbst mit sehr guter Aus­bil­dung für Frauen schwe­rer ist Kar­riere zu machen, wenn sie nur Teil­zeit arbei­ten kön­nen und die männ­li­chen Kon­kur­ren­ten um betriebs­in­terne Kar­rie­re­op­tio­nen fünf Tage und im Zwei­fel auch 50 Stun­den die Woche arbeiten.

Da kann man dann einer­seits sagen: Ja, hier müs­sen wir Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit her­stel­len, indem man die Kin­der­be­treu­ung ver­bes­sert und das Ehe­gat­ten­split­ting abschafft, um Frauen Anreize zu geben, län­ger zu arbei­ten. Aber man kann natür­lich auch die Kar­riere Per­spek­ti­ven von Frauen dadurch ver­bes­sern, dass Män­ner kür­zer arbei­ten. Und ich denke, dass es aus einer lebens­na­hen Per­spek­tive, die rea­lis­ti­schere Option ist, um den Fami­lien ein glück­li­ches Fami­li­en­le­ben zu ermög­li­chen. Ich sehe jeden­falls nicht, wie man mit zwei Voll­zeit­jobs halb­wegs stress­frei und aus­ge­gli­chen Kin­der erzie­hen soll. Das heißt: Kür­zere Arbeits­zei­ten, ins­be­son­dere für Män­ner, wür­den die Geschlech­ter­un­gleich­heit in der Erwerbs­ar­beit redu­zie­ren und sind eben auch die Vor­aus­set­zun­gen dafür, dass Män­ner mehr unbe­zahlt arbei­ten kön­nen und die Ungleich­heit bei der Sor­ge­ar­beit ver­rin­gert würde.

Ich sehe hier auch gar nicht so sehr einen Gra­ben­kampf zwi­schen neo­li­be­ra­len Per­spek­ti­ven und lin­ken, sozi­al­de­mo­kra­ti­schen oder sozia­lis­ti­schen Per­spek­ti­ven. Die Zunahme der Frau­en­er­werbs­tä­tig­keit wird sicher­lich von fast allen poli­ti­schen Lagern begrüßt. Es gibt hier durch­aus auch Anknüp­fungs­punkte kon­ser­va­ti­ven Hal­tun­gen. Man kann sagen: „OK, also der Kapi­ta­lis­mus hat sich jetzt schon die Män­ner für die Erwerbs­ar­beit aus den Fami­lien raus­ge­holt und als nächs­tes nimmt er sich jetzt die Frauen vor.“ Es sol­len jetzt nicht nur die Män­ner, son­dern auch noch die Frauen in Voll­zeit für Erwerbs­ar­beit zur Ver­fü­gung ste­hen. Und das kann auch aus kon­ser­va­ti­ver Per­spek­tive abge­lehnt wer­den kann, weil da die Fami­lie einen sehr hohen Stel­len­wert hat.

Noah Hil­de­brandt: Schauen wir noch­mal die kol­lek­tive Seite der Pro­ble­ma­tik: Auf der Seite der Arbeitnehmer*innen sehen wir also weni­ger Tarif­bin­dung und auf der ande­ren Seite mehr Druck durch Arbeit­ge­ber­ver­bände und die poli­ti­schen Bestre­bun­gen, die Arbeits­zeit aus­zu­wei­ten. In Ihrem Bei­trag im Sur­plus-Maga­zin haben Sie gefragt, warum eine rei­che Gesell­schaft sol­che Rück­schritte in der Lebens­qua­li­tät zulas­sen sollte, die eine Arbeits­zeit­aus­wei­tung bedeu­ten wür­den. Anders­herum gefragt: Warum sehen wir gerade, dass mit der Dere­gu­la­tion des Arbeits­mark­tes so expli­zit gegen die Wün­sche der Bevöl­ke­rung und wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nisse wenden?

Till van Tre­eck: Unsere reprä­sen­ta­ti­ven Befra­gun­gen zei­gen, dass etwa 70% der Beschäf­tig­ten für eine 4‑Tage-Woche in Deutsch­land wären, auch ohne Lohn­aus­gleich. Das heißt nicht unbe­dingt, dass die Ein­kom­men sin­ken wür­den. Viel mehr heißt das, dass künf­tige Pro­duk­ti­vi­täts­fort­schritte nicht mehr in dem gewohn­ten Maße zu höhe­ren Ein­kom­men füh­ren, son­dern in ers­ter Linie zu mehr Freizeit.

Und warum wird das nicht gemacht, wenn das gewünscht ist? Es gibt sicher­lich die nicht ganz unbe­rech­tigte Sorge, dass wir einen Fach­kräf­te­man­gel haben. Zusätz­lich haben wir auch eine demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung, bei der das Erwerbs­per­so­nen­po­ten­zial sinkt. Es gibt also immer weni­ger – und wird auch in Zukunft weni­ger – Per­so­nen im erwerbs­fä­hi­gen Alter geben. Des­we­gen sind die Arbeit­ge­ben­den darum besorgt, dass der Pro­duk­ti­ons­stand­ort Deutsch­land nega­tiv beein­träch­tigt wer­den könnte. Und gene­rell kann man sicher­lich sagen, dass Arbeit­ge­bende immer ein Inter­esse an eher lan­gen Arbeits­zei­ten haben. Aber die Wirt­schaft ist eigent­lich nicht dafür da, ein­zelne Unter­neh­mens­in­ter­es­sen zu befrie­di­gen, son­dern, um die Zufrie­den­heit und die Lebens­qua­li­tät der Men­schen ins­ge­samt zu fördern.

Nur in einer Situa­tion, in der es Fach­kräf­te­man­gel gibt oder in der wir Voll­be­schäf­ti­gung haben, kön­nen die Arbeitnehmer*innen rea­lis­ti­scher­weise dar­auf hof­fen, kür­zere Arbeits­zei­ten durch­zu­set­zen, weil sie dann eine enorm gestärkte Ver­hand­lungs­macht haben.

Natür­lich scheint es para­dox, dass gerade in einer Situa­tion, in der immer mehr Men­schen in Rente gehen und rela­tiv wenige junge Men­schen auf dem Arbeits­markt nach­kom­men kür­zere Arbeits­zei­ten gefor­dert wer­den. Aber eigent­lich wird umge­kehrt ein Schuh draus: Nur in einer Situa­tion, in der es Fach­kräf­te­man­gel gibt oder in der wir Voll­be­schäf­ti­gung haben, kön­nen die Arbeitnehmer*innen rea­lis­ti­scher­weise dar­auf hof­fen, kür­zere Arbeits­zei­ten durch­zu­set­zen, weil sie dann eine enorm gestärkte Ver­hand­lungs­macht haben. Und jetzt gerade – das sieht man ja auch, wenn man durch die Stra­ßen geht – sieht man über­all Stel­len­an­ge­bote. Zum Bei­spiel in Arzt­pra­xen wer­den Fach­kräfte gesucht, in Fri­seur­sa­lons wer­den Beschäf­tigte gesucht. Da sieht man immer häu­fi­ger „4‑Tage-Woche mög­lich“. Kurze Arbeits­zei­ten sind gerade ein Wer­be­in­stru­ment von Arbeit­ge­ben­den, die um einen begrenz­ten Pool an Fach­kräf­ten kon­kur­rie­ren. Aus der Hin­sicht könnte die Aus­sicht auf Arbeits­zeit­ver­kür­zung auch viel schlech­ter sein.

Es ist in der Wirt­schafts­ge­schichte nie so gewe­sen, dass bei hoher Arbeits­lo­sig­keit und hohen Gebur­ten­ra­ten – also bei stei­gen­dem Erwerbs­per­so­nen­po­ten­zial – Arbeits­zeit­ver­kür­zun­gen durch­ge­führt wurde. Da war die Ver­hand­lungs­po­si­tion der Beschäf­tig­ten eher schlecht, da konn­ten die Arbeit­ge­ben­den lange Arbeits­zei­ten durchsetzen.

Inso­fern haben wir hier sicher­lich mit einem poli­ti­schen Kon­flikt­thema zu tun und man muss sich fra­gen: “Wer hat ein Inter­esse an län­ge­ren Arbeits­zei­ten? Wer for­dert län­gere Arbeits­zei­ten? Und wel­che Maß­nah­men wer­den mög­li­cher­weise auch ergrif­fen, um Beschäf­tigte davon abzu­brin­gen, kür­zere Arbeits­zei­ten zu fordern?”

Noah Hil­de­brandt: Diese Fra­gen beant­wor­ten wir dann nächs­tes Mal. Vie­len Dank für das Gespräch Herr van Treeck.

… wei­ter­hö­ren auf ZEIT-Wis­sen 

O‑Töne von Till van Tre­eck zu die­sem Thema sind auch im Zeit WISSEN Pod­cast zu hören

Zum ZEIT Wis­sen Pod­cast (ab. ca. Min. 17:13)

Kurz zusammengefasst

Die Poli­tik setzt auf mehr Arbeit und lehnt die 4‑Tage-Woche ab, obwohl eine Mehr­heit der Deut­schen genau das wünscht. Stu­dien zei­gen: Kür­zere Arbeits­zei­ten för­dern Zufrie­den­heit und könn­ten Beschäf­ti­gung sichern, doch Inter­es­sen von Arbeit­ge­bern und poli­ti­sche Hür­den ver­hin­dern die Umset­zung. Arbeits­zeit­ver­kür­zung bie­tet dar­über hin­aus Chan­cen für mehr Gleich­heit zwi­schen den Geschlech­tern und eine höhere Lebens­qua­li­tät – und sie könnte beim Kampf gegen die Kli­ma­krise helfen.